top of page

Werden die Kosten einer psychologischen Beratung von Krankenkassen übernommen? Gibt es dabei Unterschiede zwischen Einzel- und Paar*beratungen?

  • Autorenbild: Anna Baubin
    Anna Baubin
  • 24. Juli
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 1. Aug.

Ohne lang drum herum zu reden ist die Antwort auf die Frage, wer die Kosten für eine psychologische Beratung übernimmt: Du.


Beziehungsweise ihr, wenn ihr gemeinsam zu mir in die Beziehungsberatung kommt.


Denn Kosten für Einzel- oder Paar*beratungen werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen in der Schweiz übernommen.


Wieso das so ist und welche Probleme damit meiner Meinung nach einhergehen, liest Du in diesem Beitrag.


Wie ich als Antwort auf sie mein Beratungsangebot gestalte, damit es für möglichst viele Menschen zugänglich ist, habe ich Dir hier zusammengefasst. (coming very soon)


Die grotesken Grundlagen


Damit die Grundversicherung in der Schweiz die Kosten für Deine psychische Gesundheit übernimmt, musst Du bereits krank sein.


Prävention ist Sache der Zusatzversicherungen. Also für alle, die das Privileg haben, zu einer solchen zugelassen worden zu sein und sich diese auch leisten können. Sie ist also Privatsache.


Was nicht heisst, dass alle psychologischen Beratungsangebote von Zusatzversicherungen gedeckt sind. Das sind sie nämlich keineswegs.


Und das, obwohl die Gesellschaft massiv davon profitieren würde, wenn der Zugang zu Beratungsangeboten, also die Unterstützung von Menschen in schwierigen Lebenslagen und zur Verbesserung der psychischen Gesundheit und ihrer Beziehungen, erleichtert würde.


Noch ärger: Paar*- und Familienberatung fallen sowieso immer durchs Raster.


Auch meine Beziehungsberatung wird von keiner Krankenkasse anerkannt. Auch nicht in Einzelsitzungen.

Wieso das so ist und den - wie ich finde - absurden Grund für den letzteren Umstand liest Du weiter unten.


Doch zuerst mal:


...übers Anordnungsmodell


Seit Juli 2022 gilt das sogenannte Anordnungsmodell, das die Abrechnung von Psychotherapien über die Grundversicherung zugänglicher machen soll. (Hier findest Du übrigens einen kurzen Text über den Unterschied zwischen Psychotherapien und Beratungen.)


Was auf den ersten Blick als erfreuliche Anerkennung der Wichtigkeit der psychischen Gesundheit der Bevölkerung wirkt, erweisen sich bei genauerer Betrachtung als nicht zu Ende gedacht.


Denn folgende beiden Kriterien sind für die Übernahme der Therapiekosten zwingend:

  1. Es muss eine psychische Krankheit vorliegen und

  2. eine medizinische Fachperson muss eine Anordnung (Überweisung) tätigen. 


Heisst also: Menschen müssen schon wirklich richtig krank sein, bevor sie finanzielle Unterstützung für Therapieangebote bekommen können.


Prävention? Fehlanzeige.


Zudem kommt, dass jede Anordnung zukünftig auch in der persönlichen Gesundheitsakte auftaucht. Das kann Probleme bei der Zulassung von Zusatzversicherungen, bei der Wahl von bestimmten Berufen und eine grundlegende Stigmatisierung in zukünftigen Behandlungsprozessen bedeuten.


Warum die Kosten für Beziehungsberatung aka Familien- und Paar*beratung nie von Krankenkassen übernommen werden.


Es gilt: Paare* und Familien können nicht krank sein. 


Ich persönlich halte das für absoluten Bullshit.


Denn gerade diese engsten und wichtigsten Systeme haben massiven Einfluss auf die Entwicklung und Gesundheit aller darin Involvierten.


Andersrum gesagt: Familien und andere enge Beziehungssysteme sind Brutkästen für psychische Krankheiten. Denn auch wenn solche Systeme nicht per se als krank eingestuft werden, so können sie doch krankMACHEND sein. 


Spannung, Stress, Streit, Konflikte - vor allem, wenn sie chronisch werden - sind für alle involvierten Individuen problematisch, da sie sich negativ auf die (nicht nur psychische) Gesundheit aller Beteiligten auswirken. 


Mehr Frieden und Entspannung in den Systemen können zu weniger Stress und mehr Zufriedenheit bei den Einzelpersonen führen. 


Genauso wie Einzelberatung hilft, unsere inneren Konflikte zu klären und damit einen positiven Effekt auf unsere Beziehungen haben kann.


Ob Beratung im Einzel- oder Paar*setting: In jedem Falle trägt sie zu mehr Klarheit, Freiheit und Frieden bei. Und davon kann die Welt mehr gebrauchen, wie ich finde.


Was kann ich als selbstständige Beraterin dafür tun, mein Angebot zugänglicher zu machen?


Ich bin der Meinung, dass Beratungsangebote zum Wohle der psychischen Gesundheit weder die letzte Massnahme noch das Privileg weniger sein dürfen, die sie sich als Selbstzahlende leisten können.


Und weil die Gesetzeslage eben nun einmal momentan so ist, wie sie ist, muss ich in meiner Praxis beginnen.


Zu welchen Massnahmen ich mich entschieden habe, um mein Beratungsangebot zugänglicher zu machen, liest Du bald hier.


Was könntest Du machen?


Wir alle können dazu beitragen, die Stigmatisierung von Beratungsangeboten und Therapie im Allgemeinen zu verringern und dadurch auch schon die Zugänglichkeit zu erhöhen.


Bezüglich des Finanziellen habe ich auch ein paar Ideen:

  • Wünsche Dir zu Festtagen einen Beitrag zu einer Beziehungsberatung. Kann ja sein, dass sie auch der Beziehung zwischen Dir und der schenkenden Person gut tut.

  • Schenkt gemeinsam zu Hochzeiten und anderen Liebesfesten einen Gutschein zur Paar*beratung.

  • Tut euch zusammen. Sich eine Beratung zu teilen, ist zwar eher unüblich, doch in meiner Praxis möglich.

  • Gehe präventiv zu Beratungsangeboten und nicht erst, wenn Feuer am Dach ist. So ist die notwendige Frequenz geringer und daher die Kosten niedriger.

  • Auch Kleinvieh macht Mist: Lege jeden Tag einen kleinen Betrag zur Seite, anstatt Dir z.B. den Kaffee to go zu holen.

  • Überdenke Deine Prioritäten - ist das 8. Paar Sneakers wirklich notwendig, nur weil die Zalando Werbung zum 25. Mal aufgeploppt ist?

  • (Wenn Du hier noch mehr Ideen hast, dann schick sie mir gerne!)


Ich weiss, Prioritäten sind verschieden und die eigene Gemütlichkeit ein zäher Hund.


Doch sind kurzfristige Verlockungen des Konsumkapitalismus eben keine nachhaltige Strategie, um wirkliches Wohlbefinden ins Leben und in Beziehungen zu bringen, auch wenn das Marketing alles daran setzt, uns vom Gegenteil zu überzeugen.


Echt souveräne Entscheidungen zu treffen und sich für Frieden sowohl in uns als auch in unseren Beziehungen einzusetzen, ist in der heutigen Welt fast schon ein rebellischer Akt.


Also, lasst uns rebellieren.

Zum Wohle aller.


Von Herzen

Anna Baubin psychologische Beziehungsberaterin Zürich


Praxis der inklusiven, systemischen Beziehungsberatung für Einzelpersonen und Paare*


Anna Baubin | Psychologische Beraterin in Zürich




*Paar, Substantiv, (n) - zwei durch eine (wie auch immer geartete) Beziehung miteinander verbundene Menschen.


bottom of page