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Was tun bei Beziehungsproblemen? Der ZWEITE Schritt zu friedlicheren und glücklicheren Beziehungen. Über eigene Werte, Motivation und Geduld.

  • Autorenbild: Anna Baubin
    Anna Baubin
  • 3. Okt.
  • 5 Min. Lesezeit

Hier geht's direkt zum Video und Audiofile.


Solltest Du den ersten Schritt, den ich in diesem Blogartikel bereits beschrieben habe, noch nicht gelesen haben, dann beginne unbedingt dort. Komme dann wieder hierher zurück, wenn Du Dich mit Fragen des ersten Schrittes gewissenhaft auseinandergesetzt hast.


Die Gründe, warum Beziehungsprobleme, wie Spannungen, Missverständnisse, Konflikte und Streits auftauchen, sind vielschichtig.


Ansätze, wie sie wieder gelöst werden können, gibt es auch einige. Jenen Prozess, den Martha Kauppi in ihrem Buch «Polyamorie - A Clinical Toolkit for Therapists (and Their Clients)» beschreibt, möchte ich hier weiter herausstellen.


In ihrem Buch geht es übrigens um weit mehr, als um Polyamorie. Es ist ein wertvoller Werkzeugkasten für jegliche Beziehungsformen.


Denn in einem grossen Teil des Buches beschreibt sie, wie die Grundlagen in der Kommunikation gelegt werden können, um dann herausfordernde Themen (wie zum Beispiel die Öffnung einer Beziehung) gemeinsam respektvoll und erfolgreich zu meistern.


Wie nun weiter bei Beziehungsproblemen?


Du hast Dich nun also mit den Fragen des ersten Schrittes des Prozesses zu einer glücklicheren Beziehung auseinandergesetzt und bist Dir klar darüber geworden, was Du Dir für eine Beziehung wünscht, wie Du Dich in dieser Wunschvorstellung verhältst und wie es in der Realität aussieht.


Du hast Deine Gedanken dazu aufgeschrieben und sie reflektiert. Im besten Falle hat Deine Beziehungsperson das Gleiche getan und ihr habt euch bereits darüber ausgetauscht.


Wunderbar, dann ist es Zeit für den zweiten Schritt.


Konkret werden - persönliche Verhaltensabsichten definieren.


Ob eine nachhaltige Veränderung erfolgreich oder nicht erfolgreich ist, liegt unter anderem auch daran, wie konkret die involvierten Beziehungspersonen konkrete Verhaltensabsichten für sich selbst (nicht für die andere Person!) definieren können.


Erst einmal geht es darum, klar zu werden, WAS Du in Deinem Verhalten ändern möchtest und WARUM.


Diese Absichten bzw. Ziele haben ein paar Schlüsselqualitäten, die dabei helfen, Klarheit zu schaffen und Motivation aufzubauen, um auch wirklich dran zu bleiben.


Diese Schlüsselqualitäten sind:


1) Es geht um Dich und nur um Dich. Du kannst nur Dein Verhalten ändern und wirst höchstwahrscheinlich daran scheitern, wenn Du Deine Beziehungsperson verändern möchtest. Also stelle sicher, dass es Dinge sind, die Dein Verhalten betreffen.


2) Die Absichten repräsentieren, wie Du als Person sein willst. Sie sind kongruent mit Deinen eigenen Werten und fühlen sich stimmig an, Dich auf Deinem eigenen Weg der Persönlichkeitsentwicklung zu unterstützen.


3) Von der Erreichung dieser Absichten wirst in erster Linie Du profitieren. Die konkreten Schritte in Richtung dieser Absicht zu unternehmen, wird Dir guttun.

Die positiven Effekte auf die Beziehung und die Beziehungsperson sind quasi zusätzliche Schmankerln.


4) Diese Verhaltensweisen sind spezifisch. Wenn Du Dir nicht wirklich vorstellen kannst, wie sich eine Person konkret verhält, dann ist's zu schwammig.


Wie das aussehen könnte:


«Ich möchte meiner Beziehungsperson zuhören, ohne sie zu unterbrechen. Das entspricht meinen Werten, weil ich es in einer Beziehung wichtig finde, sich gegenseitig zuzuhören. Ich kann von dieser Absicht profitieren, weil ich meine Beziehungsperson dann besser kennenlernen und sie wirklich verstehen kann. Unsere Beziehung wird enger werden, und so kann ich vielleicht auch etwas Neues über mich erfahren.

Ich werde selbst achtsamer sein und meine Beziehungsperson bitten, mich darauf aufmerksam zu machen, wenn ich sie unterbreche. So kann ich in Unterhaltungen lernen, ob ich wirklich bei meinem Gegenüber bin oder mit mir beschäftigt.»


Oder


«Ich will weniger defensiv sein, wenn mir meine Beziehungsperson sagt, wie sie sich fühlt, auch wenn es für mich schwer ist, zuzuhören. Eine sichere Bezugsperson zu sein, ist mir wichtig, und im Verteidigungsmodus merke ich, wie ich den Kontakt zu mir und zu ihr verliere. Ich werde versuchen, es das nächste Mal direkt anzusprechen, wenn ich es merke. So bleibe ich selbstwirksamer auch in schwierigen Unterhaltungen.

Es würde mir guttun, da ich in unserer Beziehung ehrlicher und unmittelbarer werden würde. Wir würden weniger streiten und Situationen würden weniger eskalieren. Auch ich würde mich sicherer fühlen, mich mitzuteilen.»



Oder


«Ich will Verantwortung für mein Handeln übernehmen und meine Versprechungen halten. Ich weiss, dass ich mit meinem Verhalten der Beziehung schade, und es passt überhaupt nicht zu meinen Werten, andere im Stich zu lassen und sie damit zu verletzen. Ich möchte eine verlässliche und selbstständige Person sein, die voll und ganz hinter ihrem Verhalten stehen kann. Indem ich mir eingestehe, wo ich nicht meinen fairen Anteil übernehme, und das auch so kommuniziere, werde ich selbstbewusster und selbstsicherer. Dadurch entsteht mehr Vertrauen in mich selbst, in der Beziehung und wir können eine Beziehung auf Augenhöhe führen.»


Pack den Zeigefinger weg.


Ehrlich mit Dir zu sein, was Du selbst in dieser Beziehung dazu beiträgst, dass sie nicht ganz so ist, wie Du es Dir eigentlich wünschst, ist Teil des ersten Schrittes.


Es ist wichtig, Deinen Beitrag zur IST Situation anzuerkennen, ohne Dir die Last der Schuld auf die Schultern zu laden.


Denn Schuld ist eines der gravierendsten Gefühle, die Handlungsunfähigkeit auslösen, vor allem, wenn sie fehl am Platz ist. Egal, wem Du sie zuschriebst.


Mit der Schuldfrage ist selten wem geholfen. Das heisst natürlich nicht, dass Du keine Verantwortung für Dein Verhalten übernimmst. Ganz im Gegenteil!


Darum ist es so wichtig, Dir das WARUM klarzumachen. Was hast DU davon? Wie würdest Du Dich fühlen, wenn sich die Beziehung entspannt? Sie sich so entwickelt, wie Du es Dir wirklich wünscht?


Veränderungsabsichten sollten weniger ein Müssen, als ein Experiment sein, das Du neugierig und motiviert eingehst. Zu viel Druck ist meistens der Tod der Motivation und bringt das Risiko mit sich, noch mehr Spannung in die Beziehung zu bringen.


Was lange währt, braucht Zeit für Wandel.


Sei liebevoll mit Dir, wenn Deine Vorhaben zwar mega viel Motivation und Klarheit haben, es in der Realität aber doch noch nicht gleich klappt.


Veränderungsprozesse brauchen ihre Zeit, und die dahinterliegenden Schutzstrategien zu erkennen und zu verlernen, um neuen Handlungsweisen Platz zu machen, gelingt nicht von heute auf morgen.


Es liegen meist jahrzehntelange Prägungen, Verletzungen und Ängste hinter unseren Verhaltensmustern. Diese auseinanderzuklamüsern ist oft ein schwieriger und eben langwieriger Prozess.


Das heisst nicht, dass er sich nicht lohnt. Wenn Du heute damit beginnst, weisst Du morgen schon mehr. Wenn Du heute nix machst, dann wird sich bis übermorgen auch nix verändert haben.


Wobei, verändern tut sich ja eh ständig alles. Aber wenn Du es nicht in die Hand nimmst und nicht aktiv wirst im Sinne Deiner Wünsche, ist das Risiko gross, dass es spiralförmig weiter in die Richtung geht, die sich heute schon zeigt.


Du bzw. ihr müsst diesen Veränderungsprozess übrigens nicht alleine gehen. Wenn ihr jedoch ein DIY Beziehungsprojekt starten wollt, dann empfehle ich euch das Buch von Martha Kauppi sehr!


Wichtig ist vor allem, dass Du bereit bist, Dich um eure Beziehung zu kümmern und auch dort hinzuschauen, wo es unangenehm wird.


Darum ist es auch so wichtig, die möglichen Vorteile klar in den Fokus zu holen. Sicherheit, Freiheit, Frieden, Verständnis, Verbundenheit, Entspannung, Klarheit, Liebe. Das sind alles wichtige Ressourcen als Leitsterne in diesem Prozess.


Gerne begleite ich euch auf diesem Weg. Mit diesem Artikel als Inspiration oder in meiner Praxis.


Von Herzen  

Anna Baubin Psychologische Beraterin für Beziehungen aller Art in Zürich



Wunder Dich nicht. Das Video habe ich absichtlich in geringerer Auflösung hochgeladen, weil Datensparsamkeit mir ein Anliegen ist. Und mal ganz ehrlich: Wer braucht mich denn schon in 4K auf dem Bildschirm? Eben.

Praxis der inklusiven, systemischen Beziehungsberatung für Einzelpersonen und Paare*


Anna Baubin | Psychologische Beraterin in Zürich





*Paar, Substantiv, (n)- zwei durch eine (wie auch immer geartete) Beziehung miteinander verbundene Menschen.



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