Paar*beratung, Paar*therapie & Paar*coaching - was sind die Unterschiede und was ist das Richtige für uns?
- Anna Baubin
- 2. Aug.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 4 Tagen
Was alle drei Dienstleistungen gemeinsam haben, ist die Absicht der Veränderung und Transformation.
Beratung, Therapie und Coaching sind keine geschützten Begriffe und demnach ist es schwer, diese voneinander klar zu trennen.
Einzig der Terminus "Psychotherapie" ist geschützt und ist Menschen vorbehalten, die ein Psychologiestudium absolviert und ein paar Jahre in Kliniken oder anderen Institutionen mit psychisch kranken Menschen gearbeitet haben.
Ich werde diese drei Begriffe kurz voneinander unterscheiden und aufzeigen, wie diese im gemeinsamen Prozess aufeinander aufbauen.
Mein Angebot der Beziehungsberatung beinhaltet alle drei Dienstleistungen und bietet daher die Möglichkeit eines umfassenden, sicheren und nachhaltigen Veränderungsprozesses.
Anmerkung: Egal, wie sie sich nennen: "Beratende", "Therapierende" oder auch "Coachende" - niemand hat DIE LÖSUNG für Dich bzw. euch. Also Finger weg von jenen Angeboten, die solche falschen Versprechungen machen!
Paar*beratung
In der Beratung geht es darum, (Streit-)dynamiken zu erkennen und diese für den Alltag zu lösen. Festgefahrene Beziehungsmuster wieder zu lockern und Alternativen im Umgang miteinander zu finden und zu etablieren.
Dabei geht es in erster Linie darum, wieder zusammenzurücken und in Verbindung zu gehen, um die gemeinsamen Herausforderungen, wie Missverständnisse, unerfüllte Erwartungen oder akute Alltagsthemen, mit einer unparteiischen Drittperson auf den Tisch zu bringen und neu zu klären.
Wieder in echten Kontakt miteinander kommen und einen friedlicheren Bezug zueinander finden, damit die Beziehungsklärung als Team stattfinden kann.
Dies bedarf bei rigiden Beziehungsdynamiken erst einmal den Aufbau eines sichereren Raumes, damit der Umgang wieder bezogener, respektvoller und friedlicher stattfinden kann.
Paar*therapie
"Therapie" bezeichnet im Allgemeinen eine Behandlung einer Krankheit im weitesten Sinne. Sie befasst sich mit der Heilung von Symptomen und im besten Falle auch mit ihren Ursachen.
Im Kontext der Paar*therapie geht es um tiefer liegende Prägungen, die die Beziehungsdynamiken - meist unbewusst - beeinflussen.
Die gemeinsame Beziehungsvergangenheit wird betrachtet und geklärt. Dafür werden sowohl schöne, als auch verletzende Momente wieder ins Bewusstsein geholt. In einer gemeinsamen Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Ansichten, Gefühlen und Überbleibsel dieser Erfahrungen, können alte Wunden heilen und die Beziehung wieder gestärkt werden.
Auch geht es in der Paar*therapie um die Betrachtung der individuellen Vergangenheiten.
Kindheitsprägungen, die individuellen Beziehungsvergangenheiten und Muster werden miteinander geteilt und es wird erforscht, wie sie sich unbewusst auf die gemeinsame Beziehung auswirken.
Nach und nach wird gelernt und geübt, Verbundenheit und Intimität zu stärken, Verständnis zu schaffen und sich auf einer tieferen Ebene anzuvertrauen.
Kurz: einen sicheren Raum füreinander zu halten, in dem individuelle Heilung geschehen kann.
Paar*coaching
"Coaching" ist lösungs- und zukunftsorientiert.
Die Grundhaltung ist: Wie geht es von hier weiter?
Wo wollen wir hin?
Welche Beziehung möchten wir gemeinsam erschaffen?
Der Blick ist nach vorne gerichtet.
Von der Aussage, dass in der Beratung Lösungen von der beratenden Person (z.B. ich) präsentiert werden, wobei beim Coaching jene Lösungen von der beratenen Person (z.B. Du) selbst entwickelt werden, distanziere ich mich klar.
Lösungen kommen IMMER aus der Person, die die Dienstleistung in Anspruch nimmt. Von aussen auferlegte Lösungen sind seltenst nachhaltig noch stimmig.
Ein aufbauender Prozess: Es beginnt mit einer Paar*beratung, wird zur Paar*therapie und hat immer Aspekte eines Paar*coachings.
Es wird gemunkelt, dass Paare* durchschnittlich fünf Jahre zu spät zu einer professionellen Person gehen, um sich mit ihren dysfunktionalen Dynamiken und Beziehungsproblemen zu beschäftigen und diese zu lösen.
Oft ist zu diesem Zeitpunkt schon sehr viel "kaputt" gegangen.
Die individuellen Systeme sowie das gemeinsame System sind dann häufig unsicher und festgefahren, und die Beteiligten haben sich oft schon gemütlich darin eingerichtet, in der Problemsuche den Finger auf das Gegenüber zu strecken.
Ich sehe das in meiner Praxis so: Ich biete unter dem Terminus "Beziehungsberatung" alle drei oben genannten Dienstleistungen an.
Je nachdem, was es gerade braucht.
Auf Sand lässt sich nichts bauen
Denn: Wo es keinen sicheren Raum gibt, in dem genügend Vertrauen da ist (einerseits zur beratenden / therapierenden Person, andererseits zwischen den Teilen des Paares* selbst), ist es gefährlich, in die Tiefen zu tauchen.
Stell Dir vor: Zwei Menschen, die in einer Streitdynamik stecken und alles persönlich nehmen, sollen schon in der zweiten Sitzung voreinander die umgangssprachlichen Hosen runterlassen und von ihren schwierigsten Kindheitserinnerungen erzählen.
Die Frage nach den Erfahrungen mit dem Vater bringt bei Person A eine tiefe Trauer und das Gefühl von Alleinsein hoch. Person B fühlt sich getriggert und fällt in den Verteidigungsmodus, denn diese Beziehung aus der Kindheit der anderen spiegelt auch die eigenen Verletzungen und Muster.
Kein Verständnis, sondern Selbstschutz.
Kein Raum, sondern Angriff.
Keine Verbundenheit, sondern ein weiteres Missverständnis.
Kein Frieden, sondern Streit.
Was Vertrauen schaffen sollte, führt genau zum Gegenteil und die gemeinsame Beziehung bekommt abermals einen verletzenden Stoss, anstatt einen verbindenden Moment.
Mit einer Paar*therapie zu beginnen, solange das gegenseitige Vertrauen noch auf wackligem Grund steht, richtet meist mehr Schaden an, als es Heilung bringt.
Auch in der Physiotherapie wird nach Verletzungen langsam begonnen und nicht an dem eh schon verletzten Körperteil herumgezerrt und -gedrückt.
Das ist in diesem Feld nicht anders.
Gut Ding will Weile haben.
Vielen Menschen geht das dann "nicht schnell genug".
Dabei wird gerne vergessen, dass ich die Dynamiken meist schon über längere Zeit, Jahre oder Jahrzehnte eingespielt haben und es entsprechend auch eine gewisse Zeit braucht, um dieses System zu lockern, ohne es im Zuge dessen total zu destabilisieren.
Ob nun Paar*beratung, Paar*therapie oder Paar*coaching - wie sich die Dienstleistung auch immer nennt, spielt weniger eine Rolle, als deren Zugänglichkeit, die Sympathie zur Person, die sie anbietet, und vor allem die Bereitschaft der anwesenden Personen, sich auf den Prozess einzulassen.
Von Herzen

Praxis der inklusiven, systemischen Beziehungsberatung für Einzelpersonen und Paare*
Anna Baubin | Psychologische Beraterin in Zürich
*Paar, Substantiv, (n)- zwei durch eine (wie auch immer geartete) Beziehung miteinander verbundene Menschen.